Netzwerk Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung

The Network Adult Education Digitalisation Research (NED) is active within the Adult Education Section of the German Society for Educational Science (DGfE). It was founded at the annual conference of the Adult Education Section on 25 September 2019 in Halle (Saale). The network is a loose association of researchers and practitioners interested in continuing education research in the field of digital media and digitalisation.

The network is currently coordinated by Prof. Dr Ricarda Bolten-Bühler and Junior Prof. Dr Franziska Bellinger.

Call for Papers zum Sammelband

Implikationen und Gestaltungsperspektiven der Digitalisierung für die berufliche Aus- und Weiterbildung: Eine multiperspektivische Betrachtung, herausgegeben von Dana Bergmann & Maria Kondratjuk

Digitalisierung und der damit verbundene Transformationsprozess stellt ein „gesellschaftliches Gestaltungsprojekt“ (Schröder 2021, 146) dar, welches Auswirkungen auf Bildungsorganisationen (bspw. Steuerung von organisationalem Wandel) sowie auf individuelle Bildungsprozesse hat (bspw. digitale Didaktik, Individualisierung des Lernprozesses) (u.a. Jenewein et al. 2024, Kremer 2020).

Der digitale Transformationsprozess stellt dabei keinen Zielzustand, sondern einen beschleunigten Prozess dar, der sowohl Bedingung als auch Gegenstand von beruflicher Aus- und Weiterbildung ist (Bergmann, Frosch & Dick 2023) und dabei unterschiedlichen Ausdeutungen je nach Handlungsfeld erfährt (Berufsbildung, z.B. Fischer 2023; wissenschaftliche Weiterbildung, z.B. Bravo Granström et al. 2023; Erwachsenenbildung, z.B. Rohs et al. 2023). Im Verständnis einer reflexiven Transformation (Schäffter 1999) handelt es sich zudem um einen von Offenheit und Flexibilität geprägten unabschließbaren Prozess, welcher aufgrund der hohen Dynamik von diffuser Zielgerichtetheit (Kade 1989) geprägt ist, sodass immer wieder reflexive Klärungen notwendig sind.

Mit Blick auf die zunehmende und dynamische Technologisierung und Automatisierung kommt es u.a. zur Entstehung neuer Geschäftsprozesse, Arbeitsabläufe und Kommunikationswege (z.B. Dehnborstel 2024). Mit diesen strukturellen Veränderungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung verändern sich auch berufliche Tätigkeiten. Damit verbunden sind u.a. der Wegfall, die Neubildung und die Zusammenlegung ganzer Berufe.

Weitere Auswirkungen sind die Ersetzbarkeit automatisierbarer Tätigkeiten, die beschleunigte Flexibilisierung und das Upgrading von Tätigkeiten und Qualifikationen. Darüber hinaus kommt es aufgrund der zunehmenden Polarisierung von komplexen technologisierten und einfachen Qualifizierungsanforderungen zu einem Bedeutungsverlust mittlerer Qualifikationsgruppen (Hirsch-Kreinsen 2021). Aber auch Fragen zum Umgang mit KI, Datafizierung, Algorithmysierung usw. (Schiefner-Rohs et al. 2023; Verständig et al. 2022) sind virulent.

Digitalisierung wird in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion vor allem als technologischer Entwicklungsprozess verstanden. Der Fokus unseres Sammelbandes liegt vor allem auf den Auswirkungen der Digitalisierung auf Subjekte, Organisationen und das Verständnis von (Berufs- und Weiter-)Bildung selbst, was wiederum die Komplexität dieses Transformationsprozesses unterstreichen soll. Der Sammelband verfolgt dabei einen multiperspektivischen Ansatz, der bildungspolitische, bildungswissenschaftliche und bildungspraktische Aspekte gleichermaßen integriert. Die Betrachtung erfolgt auf verschiedenen Handlungsebenen (Kondratjuk 2025) – von der Mikroebene individueller Lernprozesse über die Mesoebene von Bildungsprogrammen und die Makroebene organisationaler Lernkulturen bis hin zu gesellschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Auswirkungen und sich daraus ableitender möglicher Implikationen der Digitalisierung für die berufliche Aus- und Weiterbildung in den Blick zu nehmen und auf diese Weise Impulse für eine zukunftsfähige Gestaltung zu geben.

Wir laden Kolleg:innen zur Beitragseinreichung ein, die sich theoretisch-konzeptionell oder empirisch mit folgenden (und auch gern darüberhinausgehenden) Fragenstellungen befassen:

  • Welche disziplinären Zugriffe lassen sich hinsichtlich des Themenfeld Digitalisierung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung ausmachen?
  • Welche inter- und/oder transdisziplinären Ansätze auf Digitalisierung und ihreBewältigung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gibt es?
  • Welche Auswirkungen hat Digitalisierung auf Arbeitsprozesse (bspw. in Bezug auf neue Bildungsformate, Zusammenarbeit oder Führung)?
  • Was macht Digitalisierung bzw. deren Verhandlung mit dem Verständnis von Bildung?
  • Welche bildungspolitischen Entwicklungen forcieren, hemmen, begleiten entsprechende Prozesse der Digitalisierung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung?
  • Wie verändern sich berufliche Qualifikations- und Kompetenzanforderungen? Welche Rolle spielt Beruf?
  • Welche Auswirkungen hat der digitale Wandel auf die Subjekte (bspw. hinsichtlichihrer Berufsbiografien)?
  • Welche bildungspraktischen Modelle, Konzepte und Ansätze stehen für erfolgreicheund auch gescheiterte Gestaltungsmöglichkeiten?
  • Welche Leerstellen und kritischen Befunde markieren marginalisierte Perspektiven imDiskurs um Digitalisierung?

Einreichung und Fristen

  • Beitragseinreichungen sind bis zum 15.07.2025 möglich.
  • Das Abstract umfasst max. 5000 Zeichen (zzgl. Literatur).
  • Abstracts senden Sie bitte an: digitalisierung-bwp@uni-os.de
  • Die Abstracts werden bis Ende August durch die Herausgeberinnen begutachtet.
  • Die finalen Beiträge (bis 45.000 Zeichen) sind bis zum 30.11.2025 einzureichen.
  • Der Sammelband erscheint voraussichtlich im Herbst 2026 im transcript-Verlag

Literature

Bergmann, D., Frosch, U., & Dick, M. (2023). Biografische Arbeit als Bestandteil betrieblicher Bildung. bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, 45, 1–20. https://www.bwpat.de/ausgabe45/bergmann_etal_bwpat45.pdf

Bravo Granström, M., Koppel, I., & Stratmann, J. (Hrsg.). (2023). Digitale Transformation in der wissenschaftlichen Weiterbildung: Einblicke in Wissenschaft und Praxis. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41821-9

Dehnbostel, P. (2024). Neugestaltung der betrieblichen Weiterbildung in der digitalen Transformation. Magazin erwachsenenbildung.at, 51, 63–74.

Fischer, M. (2023). Gestaltungsorienoerte Berufsbildung im Wandel der Arbeitswelt. bwp@ Berufs- und WirtschaSspädagogik – online, 45, 1–25.

Hirsch-Kreinsen, H. (2021). Stand und Perspektiven der digitalen Transformation von Arbeit. Stuttgart.

Jenewein, K., Vollmer, T., Karges, T., Reichwein, W., Richter-Honsbrock, T., & Schütt-Sayed, S. (Hrsg.). (2024). Transformation und Digitalisierung: Neues berufliches Lehren und Lernen (1. Aufl.). wbv Publikation. https://doi.org/10.3278/9783763974368

Kade, J. (1989). Diffuse Zielgerichtetheit. Rekonstruktion einer unabgeschlossenen Bildungsbiographie. In D. Baacke & Th. Schulze (Hrsg.), Pädagogische Biographieforschung (S. 124–140). Weinheim.

Kondratjuk, M. (im Erscheinen, Herbst 2025). Umsetzung von BNE in Bildungsorganisationen: Sinnhorizonte und Handlungsebenen des Bildungsmanagements systematisch betrachtet. In M. Kondratjuk, I. Schmidberger, T. Stricker, S. Wippermann & U. Müller (Hrsg.), Bildungsmanagement und Leadership für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimabildung in Hochschule und Weiterbildung: Konzeptionelle Beiträge und empirische Befunde. wbv.

Kremer, H.-H. (2020). Didaktische Gestaltung der Ausbildungsvorbereitung am Berufskolleg – Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation. In D. Heisler & J. Meier (Hrsg.), Digitalisierung am Übergang Schule Beruf – Ansätze und Perspektiven in Arbeitsdomänen und beruflicher Förderung. Bielefeld.

Rohs, M., Bernhard-Skala, C., Bonnes, J., & Koller, J. (2023). Digitalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung (1. Aufl.). UTB.

Schäffter, O. (1999). Lernen in der Transformationsgesellschaft. Vier Modelle struktureller Transformation. Info-Dienst. Weiterbildung in Brandenburg, 1, 3–10.

Schiefner-Rohs, M., Hofhues, S., & Breiter, A. (Hrsg.). (2023). Datafizierung (in) der Bildung: Kritische Perspektiven auf digitale Vermessung in pädagogischen Kontexten. Transcript Verlag.

Schröder, T. (2021). Zukunft der Arbeit – Zukunft der beruflichen Bildung: Zur nationalen und internationalen Gestaltung der digitalen Transformation. Stuttgart.

Verständig, D., Kast, C., Stricker, J., & Nürnberger, A. (Hrsg.). (2022). Algorithmen und Autonomie: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Selbstbestimmung und Datenpraktiken. Barbara Budrich.

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